Das „Wolfenbütteler Modell“ nimmt immer weiter an Fahrt auf. Die Umwelt-Initiative des Lessingstädter Unternehmers Matthias Roßberg richtet den Blick auf Plastik-Verpackungen beim Einkaufen im Supermarkt. Jetzt war das Team an zwei Tagen im Braunschweiger Edeka-Center im BraWo-Park vertreten, um den Kunden einen kostenlosen Umpack-Service anzubieten und mit ihnen ins Gespräch zu kommen – unter dem Motto „Weniger Plastikmüll – wie kann es gehen?“
Mit dabei waren auch neun Schüler des Wolfenbütteler Theodor-Heuss-Gymnasiums, das sich ebenfalls in dem Projekt engagiert. Die Fünft- und Neuntklässler waren begeistert bei der Sache, sprachen die Kunden an und packten Einkäufe um. Zudem unterstützten die Edeka-Azubis die Aktion. Die jungen Mitarbeiterinnen engagieren sich derzeit in einem landesweiten Edeka-Projekt mit dem Motto „Packen wir’s an! Mit Liebe für die Umwelt“.
„Eins unserer Ziele lautet Erkenntnisgewinn“, sagt der Initiator Roßberg über die Aktion. Welche Plastik-Verpackungen sind unnötig, gefährlich, vom Kunden nicht gewünscht oder vielleicht doch sinnvoll. Das Roßberg-Team sammelt die Verpackungen und wertet die Ergebnisse anschließend aus.
„In Gesprächen mit Fachleuten hat sich herausgestellt, dass zum Beispiel die Plastiknetze, in denen Zitrus-Früchte verpackt sind, in der Weiterverarbeitung beim Entsorgungsunternehmen große Probleme verursachen“, berichtet Roßberg. Vor einigen Wochen hatte der Unternehmer eine solche Aktion bereits beim Edeka-Markt Michalik in Wolfenbüttel erfolgreich durchgeführt. Daraufhin hatte ihn der stellvertretende Markt-Leiter aus Braunschweig, Michael Loof, angesprochen – diese Aktion würde auch gut nach Braunschweig passen.
Noch bevor es im BraWo-Park losging, konnte Roßberg den ersten Erfolg vermelden. „Die Marktleitung hat aufgrund unseres Engagements beschlossen, die kleinen Plastik-Tüten, in denen das Obst und Gemüse eingepackt werden kann, dauerhaft aus dem Sortiment zu nehmen“, berichtet der Wolfenbütteler. Dafür stelle der Markt eine umweltfreundlichere Alternative zur Verfügung.
Das „Wolfenbütteler Modell“ entwickelt sich nach und nach. Roßberg sieht es als einen Prozess, in dem auch immer wieder Fehler passieren. „Dialog und Kritik sind erwünscht“, sagt er. Es gehe ihm darum, einen Erfahrungsschatz aufzubauen. Und das Ganze frei von Ideologie und Schuldzuweisungen. „Keiner kann in allen Bereichen alles leisten. Es ist beim Thema Umweltschutz wichtig, jetzt zu handeln“, sagt der Unternehmer.
Konkret will er mit diesem Weg insbesondere vier Ziele erreichen. Erstens soll das Verbraucherbedürfnis ermittelt werden, um gemeinsam mit Märkten und Herstellern Lösungen durchzusetzen. Zweitens soll die Frage geklärt werden, wohin der eigene Müll geht – daher kooperiert Roßberg stets mit den örtlichen Entsorgungsbetrieben – in Braunschweig ist Alba an Bord. „Die Bürger sollen erfahren, ob ihr Müll im Meer landet oder in fremde Länder exportiert wird“, erklärt Roßberg. Drittens möchte er langfristig auch das Thema Mikroplastik in Kleidung angehen.
Das vierte Ziel bezieht sich auf die neuen Herausforderungen der Industrie, die durch die sich ändernde Verpackungswelt entsteht. „Der deutsche Verpackungs- und Vorrichtungsbau wird sich in Zukunft also mit pflanzlichen Verpackungen auseinandersetzen müssen“, sagt Roßberg. Viele kleine konkrete Lösungen würden nach und nach entstehen und so komme man dem Ziel einer nachhaltigen Lebensweise immer näher, hofft Roßberg. Schließlich soll das „Wolfenbütteler Modell“ sich auch nach und nach in anderen Städten durchsetzen. Ein Schritt in Richtung Braunschweig ist jetzt getan.