Wolfenbüttel. Ob man wirklich
eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus braucht, wird mit der
steigenden Zahl der Durchbruchsinfektionen trotz Impfung zur
wichtigen Frage für viele Menschen. Die Firma KANDJ Consulting gibt
am Exer in Wolfenbüttel nun konkrete Antworten. Mit wenigen Tropfen
Blut und 15 Minuten Zeit wird exakt bestimmt, wie gut man noch gegen
das Coronavirus geschützt ist und inwieweit eine weitere Impfung
sinnvoll ist. Wie schon beim Schnelltest nutzt das Unternehmen dafür
modernste Verfahren – und bietet die Antikörper-Bestimmung
obendrein noch deutlich günstiger an als üblich.
„Smartes
Impfen” nennt Lösungsmanagerin Karima Berrahou das Angebot ihres
Unternehmens. „Die wachsende Zahl an Impfdurchbrüchen lässt viele
Menschen an der Wirksamkeit der Impfungen zweifeln. Der sogenannte
Titer als Maß für die Menge an Antikörpern gegen das Virus im Blut
sinkt aber nunmal mit der Zeit. Das ist normal”, erklärt Berrahou
und fährt fort: „Personen mit hohem Titer sind sicherer vor einer
symptomatischen Infektion. Die Zahl der neutralisierenden Antikörper
lässt sich durch einen Schnelltest einfach und sicher bestimmen.”
Antikörpertests gab es bislang kaum in der Region. Berrahou
selbst gehört, wie sie sagt, „zu den Menschen, die es genau wissen
wollen“. Also ließ sie sich gemeinsam mit ihrem Mann mal messen,
und zwar vor und nach der letzten Impfung. „Wir hatten bei allen
Impfungen dasselbe Vakzin am selben Tag erhalten – trotzdem waren
wir nach einiger Zeit unterschiedlich gut geschützt.“
Berrahous
Antikörperwerte waren noch gut. Bei ihrem Partner und
KANDJ-Unternehmensgründer Jens Uphoff sah das anders aus. Berrahou
verdeutlicht: „Der Punkt ist: Jeder Mensch ist anders. Die
bisherigen Empfehlungen über die Notwendigkeit einer weiteren
Impfung sind eher politisch. Wer Gewissheit über seinen ganz
persönlichen und aktuellen Schutzstatus haben will, kann ihn jetzt
in Wolfenbüttel bekommen.“ Ihr griffiger Slogan: „Erst testen,
dann impfen!“
Bereits früh in der Pandemie hat KANDJ
versucht, Prozesse mithilfe modernster Technik zu vereinfachen. An
der Teststelle neben dem Solferino Am Exer 17 hilft ein Roboter mit
digitaler Messtechnik dabei, die Schnelltests auszuwerten – mit
deutlicher höherer Präzision, als es Menschen könnten. „Wir
mögen Digitalisierung und wir möchten, dass objektiv getestet wird
– mit der Maschine lässt sich die Krankheit ein bis zwei Tage
früher erkennen als bei der Testauswertung mit bloßem Auge.“
Die
verwendeten Tests und deren Auswertungsverfahren folgen dem Standard
der Weltgesundheitsorganisation WHO und sind von der europäischen
Union als Hilfsmittel zur Diagnostik zertifiziert. Wer sich für
einen Antikörpertest entscheidet, so Berrahou, sollte zunächst mal
viel trinken. Das erleichtert die Blutentnahme aus dem Finger. Diese
erfolgt – ähnlich wie bei Diabetes-Patienten – mit einem kleinen
Pieks. Wenige Tropfen Blut genügen.
Die Blutstropfen werden
anschließend wie beim Corona-Schnelltest nach Vermischung mit einem
Reagenz in eine Testkassette geträufelt. Diese zeigt aber keine
Streifen an, sondern verfärbt sich insgesamt. „Dafür braucht es
dann die Maschine. Anhand des Grades der Verfärbung kann erkannt
werden, wie viele Antikörper gegen SARS-COV-2 sich im Blut
befinden“, erklärt Berrahou. 15 Minuten beträgt die Wartezeit, in
der sich die Testkassette verfärbt.
„Wir messen den Titer in BAU/ml“, sagt die Gründerin und meint damit Bindende Antikörpereinheiten pro Milliliter. Zwei bis drei Wochen nach der Impfung liege der Wert bei mehr als 3.000 BAU/ml. „Unter 1.000 BAU/ml sollte man sich nach ärztlicher Rücksprache für eine weitere Impfung entscheiden“, erklärt Karima Berrahou das weitere Vorgehen.
Nach Eingabe der Patientendaten und der Probe spuckt das kleine Gerät einen Zettel aus. Im vorliegenden Fall liegt der Titer etwa fünf Monate nach der letzten Impfung bei 2585,7. „Das ist sehr gut“, freut sich Berrahou. „Aktuell ist keine weitere Impfung erforderlich.“
Bei einem schlechten Ergebnis, so
erzählt die Lösungsmanagerin weiter, könne das weitere Verfahren
passgenau auf den Patienten zugeschnitten mit einem Arzt besprochen
werden. So kann dann bei der Auffrischungsimpfung bereits eine halbe
Dosis ausreichen. „Das ist Smartes impfen. Objektive Messung
abseits von vagen Empfehlungen“, verdeutlicht Berrahou die
KANDJ-Idee. Der Prozess funktioniere auch bei Genesenen.
Eine
Testung in Wolfenbüttel Am Exer 17 kostet mit 20 Euro deutlich
weniger als vergleichbare – und teils weit entfernte –
Alternativen. „Üblicherweise hat man 70 Euro für ein Blutbild
bezahlt“, erinnert sich Berrahou. Am Exer stehen zudem kostenfreie
Parkmöglichkeiten zur Verfügung. KANDJ Consulting möchte das
Verfahren zukünftig weiterentwickeln. Dafür müsse man den
vorhandenen Roboter zur Schnelltest-Auswertung modifizieren.
Ziel des Unternehmens ist eine digitalisierte Testlandschaft, die auch bei anderen Krankheiten schnell Aufschluss gibt und automatisierbare diagnostische Verfahren übernimmt. „Kleine Kabinen, in denen sich Menschen automatisiert auf Krankheiten testen lassen können, sind für uns das Labor der Zukunft“, so Berrahou abschließend.
Karima Berrahou führt die Testkassette in ein kleines Gerät ein, welches anhand der Verfärbung des Teststreifens die genaue Anzahl von Antikörpern gegen das Coronavirus feststellen kann. Foto: Regio-Press