Wolfenbüttel. Stark nachgefragt sind derzeit die Ausbildungen in der Sozialpädagogik und Pflege in der berufsbegleitenden Form. Denn diese Variante bietet nicht nur den Auszubildenden eine interessante Möglichkeit, Geld zu verdienen und trotzdem die Schulbank zu drücken und vorwärts zu kommen. Sondern auch die Arbeitgeber profieren, wenn sie ihren engagiertesten Kräften solche Karrierechancen bieten.
Kein Wunder, dass auch das Diakonie-Kolleg seit vielen Jahren berufsbegleitende Bildungsgänge im Angebot hat. Es geht dabei um Erzieherinnen und Erzieher in Teilzeit an der Fachschule Sozialpädagogik sowie um Pflegefachkräfte in Teilzeit an der Berufsfachschule Pflege. „Der Bedarf an unseren Absolventen ist groß“, schildern Schulleiter Harald Röleke und die Fachbereichsleiterin Berufsfachschule Sozialpädagogische Assistenz, Petra Czerner. Beispielsweise würden jedes Jahr vier Klassen Sozialassistenz fertig, also rund 80 Personen. „Und alle wissen schon vor ihrem Abschluss, dass sie eine passende Stelle haben werden.“
Klar ist: Eine berufsbegleitende Ausbildung ist kein Spaziergang. „Neben der üblichen Lebens-Auslastung nochmal die Schulbank zu drücken, verdient höchsten Respekt“, sagt Patra Czerner. Immerhin hätten einige der Auszubildenden bereits eine eigene Familie. „Wir hatten hier schon Männer und Frauen um die 50 Jahre, die sich entschlossen haben, beruflich nochmal einen Schritt nach vorn zu machen.“
Voller Respekt schildern auch die Klassenlehrerinnen Sabine Gödecke (Sozialpädagogik) und Carmen Barkhof (Pflege) ihre Eindrücke der vergangenen Monate. „Montag bis Mittwoch arbeiten die Schülerinnen und Schüler im Betrieb, bevor sie Donnerstag und Freitag sowie jeden zweiten Samstag ins Kolleg kommen“, erzählt Gödecke. Die schulischen Inhalte seien auf drei Jahre ausgelegt. „Das ist alles andere als ein Selbstläufer und erfordert Motivation und Stehvermögen.“
Ihre Schulklasse strahlt allerdings genau das aus, als wir sie zum Gespräch treffen. Die Stimmung ist prächtig, aus jeder Wortmeldung ist der Stolz über das schon Erreichte herauszuhören. „Die berufsbegleitende Ausbildung hat Riesenvorteile im Angestelltenverhältnis“, sagt eine Schülerin. Wer parallel das Diakonie-Kolleg besuche, werde im Betrieb ganz anders wahrgenommen. „Wir sind in Entscheidungen eingebunden, als vollwertige Kollegen, im Grunde schon auf Augenhöhe mit den Angestellten.“
Auch der Austausch gestalte sich fruchtbar für beide Seiten: „Wir nehmen aus den Betrieben unheimlich viel mit in den Unterricht“, sagt eine andere, und auch Sabine Gödecke bestätigt: „Der ständige Wechsel von Theorie und Praxis belebt den Unterricht ganz ungemein – und wenn jemand Fragen aus seinem Betrieb mitbringt, profitieren alle von der gemeinsamen Lösungsfindung.“
Bei dieser Gelegenheit werde auch das Wir-Gefühl in den Pflegelassen gestärkt, versichert Carmen Barkhof. In beiden Klassen sitzen Menschen zwischen 20 und etwa 50 Jahren, Männer sind allerdings traditionell in der Minderheit. Aber obwohl – oder gerade weil – alle in völlig unterschiedlichen Lebensphasen sind, gebe es viel Austausch und Hilfe untereinander. „Die gegenseitigen Impulse sind großartig“, finden die Lehrerinnen. Die unterschiedliche Vorbildung (Schulabschluss, Ausbildung, Studium) trage zur bunten Mischung und tollen Lernatmosphäre bei.
Harald Röleke betont, dass sich mehr und mehr Arbeitgeber auf die berufsbegleitende Ausbildung einlassen. „Sie kriegen ja mit, wie befruchtend das Ganze ist – auch für die eigene Belegschaft.“ Zudem sei das Lerntempo und die Lernmotivation in diesen Klassen deutlich höher als in anderen. Und wenn die Ausbildung abgeschlossen ist, könnten die „neuen“ Kräfte sofort einsteigen, weil sie ja gar nicht mehr „neu“ sind: „Eine Einarbeitungsphase ist jedenfalls überflüssig.“ Eine Schülerin ergänzt es griffiger: „Wir wissen ja schon, wo der Hase lang läuft im Betrieb.“
Der nächste Karriereschritt ist bei vielen von uns schon eingetütet“, erklärt eine weitere Schülerin. Sie habe sich fast ein wenig gewundert, als ihr vorzeitig einen Festvertrag angeboten wurde.“ Stimmt“, sagt Carmen Barkhof, „unsere Absolventen haben keine Anstellungssorgen.“ Ihrer Meinung nach spricht Vieles für eine Anstellung von Menschen, die sich für eine berufsbegleitende Ausbildung entschieden haben. „Sie sind wissbegierig, haben ein Ziel vor Augen und wollen alles mit viel Lerntempo und Lerntiefe erreichen.“ Wer über Jahre Familie, Beruf und Schule unter einen Hut bringe, beweise damit Riesenmotivation. „Solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von jeder Firma gerne genommen – und in unserem Fall können sie sogar Erlerntes nach jedem Schultag gleich unmittelbar anwenden.“
Für die nächsten Schuljahrgänge sind wir bereits im Aufnahmeverfahren. Wer Interesse hat, kann sich auf der Homepage (www.diakonie-kolleg-wolfenbuettel.de) des Diakonie-Kollegs informieren und sich darüber bewerben.